1926: Karl Bernhardt – Mit Neptun auf Du und Du



Karl Bernhardt hatte bereits zwei Karrieren erfolgreich absolviert, als der erste Weltkrieg zu Ende ging.

Opernsänger, Technikfan und Gentleman - Firmengründer Karl Bernhardt

Opernsänger, Technikfan und Gentleman – Firmengründer Karl Bernhardt

Als Hofopernsänger hatte ihn das Publikum in Darmstadt und Stettin gefeiert. Und als umsichtigen Kavallerie-Offizier schätzten ihn seine Vorgesetzten während des 1. Weltkrieges. Allein: Beide Berufe waren im Nachkriegsdeutschland nicht sehr aussichtsreich. Jetzt entsann sich Karl Bernhardt seiner technischen Fähigkeiten, vertiefte sie, gründete die die Stammfirma der heutigen Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co – und baute Taucherausrüstungen.

Karl Bernhardt aus Wiesbaden hatte einen Sinn fürs Schöne, besonders für die Musik, für den Gesang. Schon früh war für den 1878 geborenen Bernhardt klar, dass dies nicht nur seine Berufung war, sondern auch sein Beruf werden sollte. Bevor aber diese künstlerische Laufbahn eingeschlagen werden durfte, bestand sein Vater darauf, dass er bei ihm eine Klempnerlehre absolvierte. So lernte der junge Karl also schneiden, löten, schweißen und all die anderen Fertigkeiten mit Metall umzugehen.

Nach weiteren Studien war der folgende musikalische Lebensabschnitt zwar hoffnungsvoll aber vergleichsweise kurz. Der erste Weltkrieg machte einen Strich durch die Rechnung. Im Verlaufe dieser Zeit verschlug es den Kavallerie-Leutnant Karl Bernhardt aus dem Hessischen nach Hamburg. In Harburg fand er einerseits sein privates Glück und dazu nach Kriegsende wieder Eintritt in die zivile Welt.

Gründung der Ingenieur Karl Bernhardt Apparatebau, 1926

Frischluftatmer von Ing. Karl Bernhardt Apparatebau schützten Werftarbeiter vor Dreck und giftigen Dämpfen.

Frischluftatmer schützten Werftarbeiter vor Dreck und giftigen Dämpfen.

Gemeinsam mit einem Kompagnon, der allerdings bald wieder ausschied, gründete er 1926 die Firma „Ingenieur Karl Bernhardt Apparatebau“. Ihr Aufgabengebiet: Ausrüstungen für Taucher und andere dem nahe liegende Tätigkeitsfelder. Dabei kamen dem Unternehmer die in jungen Jahren erworbenen Klempner-Fertigkeiten bestens gelegen, wie das wasser- und gasdichte Schweißen und Löten.

Das Unternehmen produzierte Helmtaucherausrüstungen und konfektionierte Taucheranzüge. Von der Spezialunterwäsche bis zu Wathosen, vom Kupferhelm zum Manometer bis zu Bleischuhen war alles in der Angebotspalette, was Taucher für ihre tägliche Arbeit im Reich von Neptun benötigten. Übrigens spielte jener Meeresgott noch eine weitere Rolle: Karl Bernhardt borgte sich dessen Dreizack fürs erste Firmenlogo.

Aber gute Luft brauchte man nicht nur unter Wasser, sondern oft auch an Land, ganz besonders in der Industrie, auf den Werften im Hamburger Hafen. Beim Abbrennen von Anstrichen entstanden giftige Dämpfe, ebenso beim Schweißen, wenn Schiffe abgewrackt wurden. Schädlich für die Atmungsorgane waren beim Lackieren die Ausdünstungen von Farben – Karl Bernhardt löste mit seinen Geräten diese Probleme. Die acht Mann starke Belegschaft stellte Frischluftatmer her.

Eintritt von Jost Bernhardt

Der zweite Weltkrieg verschonte das Unternehmen nicht. Im Juli 1943 wurde der Firmensitz in der Admiralitätsstraße ausgebombt. Nach einem nochmaligen Totalverlust fand Karl Bernhardt ein neues Domizil im Johannisbollwerk. 9 – 10. Dort nahm er 1945 die Produktion des Vorkriegsprogrammes wieder auf. Und Jost Bernhardt, der Sohn des Firmengründers, trat in das Unternehmen ein.

Während sich Karl Bernhardt Schritt für Schritt aus dem Unternehmen zurückzog, übernahm Jost Bernhardt 1955 die Leitung der Firma. Gleichzeitig wurde der Lübecker Konzern Dräger, deren Produkte der Atemtechnik und Tauchtechnik wegweisend waren, als Partner in die „Ing. Karl Bernhardt Apparatebau“ aufgenommen.

In den folgenden Jahren entdeckte Jost Bernhardt ein neues, vielversprechendes Betätigungsfeld: Seenot-Rettungsmittel, genauer: Rettungswesten. Diese neuen Ideen und Erkenntnisse in der Schwimmphysik gipfelten darin, dass sich Bernhardt 1961 von der „Ing. Karl Bernhardt Apparatebau“ und der Fertigung von Tauchtechnikprodukten trennte – und noch im gleichen Jahr umfirmierte und damit sein eigenes Unternehmen „Bernhardt Apparatebau“ aus der Stammfirma heraus gründete. Und das war der Zeitpunkt, als die serienmäßige Fertigung von Rettungswesten unter dem Markennamen SECUMAR begann.

Karl Bernhardt starb im März 1960. Sein Gründer- und Unternehmergeist legte den Grundstein für unsere heutige Firma. Die „Ingenieur Karl Bernhardt Apparatebau“ ist zudem die Stammfirma der heutigen Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co.