Im zweiten Weltkrieg war Hamburg und insbesondere der Hafen immer wieder das Ziel von Bombenangriffen der Alliierten gewesen. Hier lag mit den Werften ein industrieller Kern der Rüstungsproduktion. Bei Blohm & Voss und anderen wurde besonders die „U-Boot-Waffe“ geschmiedet. Tausende von Tonnen Bomben gingen auf die Hafenanlagen nieder. Schiffe wurden versenkt, Kais und Spundwände zerstört, an Kränen, Docks, Schuppen schier unermesslicher Schaden angerichtet. Da hieß es nach dem Ende der Katastrophe erst einmal: aufräumen!
Und das war nicht nur an Land, sondern auch unter Wasser nötig. Taucher waren gefragt und damit auch die Spezialanzüge der „Ingenieur Karl Bernhardt Apparatebau“. Bereits im Juli 1947 präsentierte das Unternehmen sich auf einer Leistungsschau unter dem Motto „Trümmerverwertung und -beseitigung“ auf dem Gelände von Planten un Blomen. Komplette Anzüge – sogar schon in unterschiedlichen Ausführungen -, Taucherhelme, -schuhe sowie Schläuche und Handpumpen für die Luftzufuhr unter dem Markenzeichen des Poseidon-Dreizacks konnten vorgeführt werden. (Foto oben: Hochkonjunktur in den 50ern: Karl Bernhardt (links) und seine Männer hinter einer Batterie von auszuliefernden „Poseidon“-Tauchanzügen.)
Mit der Währungsreform 1949 kam für das Unternehmen schon früh der Aufschwung. Der Betrieb fertigte nicht allein Helmtaucherausrüstungen, mit denen in bis zu 15 Meter Tiefe gearbeitet werden konnte, sondern zudem wasserdichte Schutzanzüge, Wathosen und bot ergänzend Stahlblechkoffer und Atemschutzgeräte mit an. So wurde in der „schlechten Zeit“ gleich zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine feste Arbeitsstelle geboten.
Die Fertigung der wasserdichten Anzüge bildete übrigens die Grundlage für die spätere Rettungswestenproduktion. Denn hierbei wurde das Fachwissen erworben, wie gummibeschichtetes Leinwandgewebe kalt vulkanisiert wird – eine Technik, die bei der Herstellung von Schwimmkörpern für Rettungswesten unverzichtbar wurde. Das Feinmechanik-Know-how aus der Helmfertigung mit der Ventiltechnik wurde beim Konstruieren der Ausblasautomatiken wichtig.
Die Schlauch-Tauchgeräte vom Typ „Poseidon“ wurden kontinuierlich weiter entwickelt, Vorrichtungen für Telefon wurden integriert, Pressluft-Technik kam an Stelle der Handpumpen zum Einsatz. Einen Schwung bekam die Firma, als 1955 das Lübecker Dräger-Werk als Partner einstieg – ein Unternehmen, das in Atemtechnik und Taucherei Maßstäbe setzte.
Später wurde die Produktion der Tauchanzüge aufgegeben. Jost Bernhardt, der Nachfolger des Firmengründers Karl Bernhardt, konzentrierte sich auf Seenot-Rettungsmittel. In der Firmen-Neugründung der Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co. wurden ab 1961 nur noch Schwimmwesten entwickelt und hergestellt.