Die wenigsten Personen fallen in der Sportschifffahrt über Bord, wenn Starkwind oder Sturm vorherrschen. Tatsächlich fallen die meisten Personen während der Hafenmanöver oder beim Wasserlassen über Bord. Die Vorfälle im Hafen tauchen in kaum einer Statistik auf, da sie selten mit dem Ertrinken enden. Wie hoch ist nun aber das Risiko, beim „Pinkeln“ über Bord zu fallen?
Ein Blick in die Statistiken der BSU zeigt, dass fast nur Männer über Bord gehen. Das mag daran liegen, dass mehr Männer zur See fahren als Frauen. Solch ein Genderdenken soll an dieser Stelle jedoch nicht forciert werden. Viel mehr liegt es wohl daran, dass Männer anatomisch eher dazu in der Lage sind, das Wasserlassen stehend zu verrichten. Kommt nun noch das eine oder andere Kaltgetränk z. B. beim Feierabendsegeln hinzu, nimmt auch die Häufigkeit des Wasserlassens und damit die Wahrscheinlichkeit zu, dabei über Bord zu gehen.
Warum fallen Männer beim Wasserlassen über Bord?
Einerseits kann es sein, dass das Wasserlassen nicht in jedem Fall „freihändig“ möglich ist. Dadurch bleiben weniger Möglichkeiten des Festhaltens. Darüber hinaus wird der Vorgang optimalerweise auf der Leeseite verrichtet. Kommt nun im falschen Moment eine überraschende Welle, so kann der betroffene Akteur das Gleichgewicht verlieren und sich spontan zu den Außenbord-Kameraden gesellen.
Ursache Miktionssynkope
Andererseits kommt noch ein medizinisches Phänomen mit Namen „Miktionssynkope“ hinzu. Als Miktionssynkope wird eine während des Wasserlassens akut auftretende Bewusstlosigkeit bezeichnet, die einige Sekunden bis maximal eine Minute dauern kann. Der Begriff Miktion stammt vom lateinischen Wort mingere ab und bedeutet „harnen“ bzw. „pinklen“. Synkope stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Zusammenstoßen“ oder „Ausstoßen“. Die Bewusstlosigkeit resultiert aus einer kurzzeitigen Kreislaufbeeinträchtigung durch den Reiz der Bauchpresse während des Wasserlassens (der Miktion). Alkoholkonsum erhöht zudem das Risiko des Auftretens von Miktionssynkopen.
Ist der kurzzeitig bewusstlos Gewordene ins Wasser gefallen, kann Wasser in seine Lungen gelangen. Insbesondere Salzwasser ist dabei gefährlich, da die menschliche Lunge weniger Salz- als Süßwasser vertragen kann.
Fazit
Wir haben versucht, dem Thema mit ein wenig Humor zu begegnen. Dennoch handelt es sich hierbei um eine ernstzunehmende, reelle Gefahr, mit der nicht zu spaßen ist. Tatsächlich lassen sich einige Todesfälle auf See auf Miktionssynkopen zurückführen. Aufgrund der Diskretion und Verschwiegenheit der Überlebenden ist die Dunkelziffer vermutlich noch höher.
Also, liebe Männer, das Pinkeln lieber auf dem Bord-WC oder gesichert mit einer Pütz verrichten. Andernfalls in jedem Falle eine Rettungsweste tragen, nicht nur während der Miktion.
Nachweise
- Wikipedia: Miktionssynkope, abgerufen im Januar 2018.
- Marinta Katja Lustig: Sportbootunfälle: eine kasuistische Studie. (PDF) Dissertation, Universität Greifswald 2004, S. 90.